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Kolumne zur Überfremdung im Surprise

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Entfremden

Die Initiative gegen die Masseneinwanderung wurde angenommen.Wer Fremde eher nicht mag, ist hocherfreut. Doch wahrscheinlich nicht für lange. Der Ausländeranteil in der Schweiz bleibt hoch. Also gibt es neue Initiativen gegen die Überfremdung. Sie werden alle angenommen, bis schliesslich in der Schweiz nur noch Schweizerinnen und Schweizer leben. Es herrschen paradiesische Zustände für die, die überzeugt sind, dass die Fremden an allen Missständen schuld sind. Doch Missstände gibt es immer und bald steht fest, dass diese vor allem von den Fremdsprachigen, den Welschen und Tessinern verursacht werden, von denen ohnehin nie ganz klar war, ob sie überhaupt Schweizer sind. Schliesslich standen am Rütlischwur drei Innerschweizer beisammen, nicht ein Deutschschweizer, ein Tessiner und ein Welscher. Also trennen wir uns von diesen Landesteilen. Eine Schweiz, in der nur Deutsch gesprochen wird, herrlich. Doch nach einer Zeit, wenn die alten oder neue Sorgen, Nöte und Beschwernisse drücken, merken die Bewohner der städtischen Regionen, dass jene in den ländlichen ganz anders ticken und ihnen eigentlich völlig fremd sind. Weil das auf Gegenseitigkeit beruht, geht man einvernehmlich auseinander. Endlich ist es so, wie es sein soll: hier die Stadtschweiz, dort die Landschweiz. Als Zeichen des guten Willens gilt sogar die Personenfreizügigkeit zwischen den beiden Landesteilen. Doch bald wird klar, dass etwas nicht stimmt. Es gibt Leute, die stören und sie sind rasch identifiziert. Es sind die aus den anderen Städten oder Landschaften. Unmöglich mit ihnen auszukommen, es ist halt eine Frage der Mentalität, da können nicht alle miteinander. Die Städte werden Stadtstaaten, die Dörfer zu kleinräumigen Regionen zusammengefasst. Die Niederlassungsfreiheit wird eingeschränkt. Die lokale Identität soll nicht von fremden Einflüssen verwässert werden. Alle gehen dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Doch Gefahr droht nicht nur von aussen. Es gibt in den Städten Quartiere und in den Regionen Dörfer, die einfach nicht recht dazugehören. Ihre Bewohner üben andere Tätigkeiten aus, sie haben mehr oder weniger Geld als die meisten, da ist es schwierig, auszukommen. Besser, wenn alle unter sich bleiben. Also wird jedes Dorf, jedes Quartier eigenständig und darf Fremde wegweisen. Das System würde prächtig funktionieren, wenn da nicht die aus dem Oberdorf wären oder die von West-Quartier. Warum müssen die immer alles anders machen? Es liegt ihnen irgendwie im Blut und es hat gar keinen Sinn, das noch weiter ausdiskutieren zu wollen. Die Teile, die sich ohnehin fremd sind, lösen sich voneinander. Es ist nun ganz einfach zu bestimmen, wer wohin gehört, welche Eigenschaften die jeweilige Heimat und ihre Bewohner ausmachen. Ausser beim Nachbarn. Das ist ein unmöglicher Kerl, wie der nur schon herumläuft. Der passt nicht zu uns. Die Wohnungstür, der Gartenhag, bilden fortan die Grenze

Es wird still auf dem Gebiet der ehemaligen Schweiz, alle bleiben für sich und gehen nur selten nach draussen. Doch inmitten dieser Stille, hinter den zugezogenen Vorhängen, fragen sich die Menschen, wie es zu dieser völligen Entfremdung kommen konnte.